Achtung Blitzer

Laut einer Umfrage (Quelle: statista.com) gab es im Jahr 2022 rund 37.000 Unfälle im Straßenverkehr mit Personenschäden. Die Hauptursache war meist eine überhöhte Geschwindigkeit. Um die Straßen sicherer zu machen, setzt die Polizei daher bereits seit 1956 Blitzer und Messgeräte zur Geschwindigkeitsüberwachung ein. Dabei ist die Radarfalle nicht nur das am häufigsten eingesetzte Gerät zur Ermittlung von Geschwindigkeitsverstößen, sondern auch das bekannteste.

 

Und auch wenn wir alle den Grund einer angepassten Geschwindigkeit nachvollziehen können, so ist es jedem schon mal passiert, dass zu schnell gefahren wurde. Einmal nicht aufgepasst, schon schnappt eine der vielen Blitzer zu und ein Bußgeldbescheid flattert ins Haus. Da freut sich niemand darüber. Aber wie funktioniert eine Geschwindigkeitsmessung überhaupt und welche Kosten kommen bei einer Überschreitung auf dich zu? Das alles klären wir in diesem Artikel.

Inhalt
Welche Arten von Blitzer gibt es? Funktionsweise von Blitzern Toleranzabzug Standorte von Blitzern Blitzer-Attrappen Blitzer-Warner Bußgeld bei Geschwindigkeitsüberschreitung Wann lohnt sich ein Einspruch gegen einen Bussgeldbescheid?

Das Wichtigste zusammengefasst:

Welche Arten von Blitzer gibt es?

In Deutschland gibt es sowohl mobile als auch festinstallierte stationäre Geschwindigkeitsmessanlagen. Diese befinden sich meist an Stellen, an denen häufig Unfälle passieren oder an großen Kreuzungen. Die bekannteste ist der „Starenkasten“ – ein (grüner) Kasten mit zwei Öffnungen. Da sich die Standorte solcher Blitzer bei ortskundigen Autofahrenden schnell eingeprägt haben, setzt die Polizei auf mobile Messgeräte. Diese sind flexibel einsetzbar und können sowohl in einem parkenden Auto, auf einem Stativ oder in einem sogenannten Blitzer-Anhänger angebracht werden.

Funktionsweise von Blitzern

Je nach Modell und Technik arbeiten Blitzer entweder mit der sogenannten Piezomessung, mit Radar- oder Laserstrahlen oder mit Lichtschranken.

Sogenannte Blitzer-Anhänger stehen oft an Autobahnen oder Schnellstraßen

Piezomessung

Bei der Piezomessung befinden sich unter der Fahrbahn in einem bestimmten Abstand Messingstränge. Wenn du über die Stränge fährst, verformen sich die darin enthaltenen Kristalle und es wird Elektrizität erzeugt. Aufgrund der Krafteinwirkung von oben und der Abstände der Messingstränge wird so die Geschwindigkeit errechnet. Bist du zu schnell, wird ein Foto deines Kennzeichens auf einer Filmspule erzeugt. Vor allem die Starenkästen arbeiten mit dieser Technik.

Radartechnik

Radarfallen mit Radartechnik senden in regelmäßigen Abständen Radarwellen aus. Diese werden vom Fahrzeug reflektiert und zum Gerät zurückgesendet. Während dieses Vorgangs findet eine Veränderung der elektromagnetischen Signale statt. Das nennt man übrigens den „Doppler-Effekt“.

Mit dem sich verringernden Abstand zwischen deinem Auto und der Radarfalle berechnet das Gerät dann deine Geschwindigkeit. Überschreitest du die eingestellte Maximalgeschwindigkeit, löst das Gerät einen roten Blitz aus und fertigt gleichzeitig ein Foto von dir und deinem Kennzeichen an.

Nice to know
Diese Technik wird sowohl bei den stationären als auch in den mobilen Geräten verbaut. Da die Radarstrahlen breit gefächert gesendet werden, sind diese Modelle allerdings recht fehlerhaft, was das Messergebnis betrifft. Bist du dir also sicher, dass du nicht zu schnell warst, lohnt sich ein schriftlicher Einspruch gegen einen eventuellen Bußgeldbescheid bei der Bußgeldstelle.

Lasertechnik

Wie bei der Radartechnik wird die Geschwindigkeit mit der Lasertechnik ebenfalls durch die Reflektion zwischen deinem Auto und dem Gerät berechnet. Statt Radarwellen senden diese Systeme Lichtimpulse aus.

Laserpistolen lösen keinen Blitzer aus.

Auch diese Technik wird sowohl in stationären als auch in mobilen Geräten verbaut. Vor allem die silberfarbenen Säulen mit den dunklen Ringen sind mit dieser Technik ausgestattet. Vorteil (Nachteil) dieser Säulen – sie können in beide Fahrtrichtungen messen. 

Mittlerweile gibt es auch Laserblitzer, die keinen Blitz auslösen – sogenannte Schwarzlichtblitzer. Diese arbeiten mit Infrarotstrahlen, die für uns nicht sichtbar sind und werden fast nur mobil eingesetzt.

Lichtschrankentechnik

Diese Technik findet vor allem auf Autobahnen Anwendung. Dabei werden auf beiden Seiten der Fahrbahn in einem bestimmten Abstand Lichtschranken aufgestellt. Diese senden ein Infrarotlicht, welches von uns nicht wahrgenommen werden kann.

Durchfährst du die Infrarotstrahlen, startet durch die Unterbrechung des Lichtstrahls bei der ersten Lichtschranke die Messung. Die zweite sendet an das Gerät einen Kontroll- und Vergleichswert. Mit der dritten berechnet das Gerät die Zeitabstände der Unterbrechungen und somit die Geschwindigkeit. Bist du schnell, löst auch hier das Gerät einen Blitz aus und fertigt ein Foto an.

Schwarzlichtblitzer lösen keinen sichtbaren Blitz aus

Toleranzabzug

Selbst die modernste Technik läuft nicht fehlerfrei. Daher gibt es beim Messen von Geschwindigkeitsüberschreitungen den sogenannten Toleranzabzug, der von der festgestellten Geschwindigkeit des Radars in Abzug gebracht wird. Dieser soll Messfehler der Geräte kompensieren und Nachteile für Autofahrende weitestgehend vermeiden.

Stationäre Blitzer:

Dei einer Geschwindigkeit unter 100 km/h werden 3 km/h in Abzug gebracht

Bei einer Geschwindigkeit über 100 km/h werden 3 Prozent abgezogen

Mobile Geschwindigkeitsmessung:

Nimmt eine dir nachfahrende Polizeistreife durch ein Videonachfahrsystem (Police-Pilot-System) eine Geschwindigkeitsmessung bei dir vor und du bist zu schnell, werden im Normalfall 5 km/h bis 100 km/h abgezogen und 5 Prozent bei einer Geschwindigkeit über 100 km/h.

Standorte von Blitzern

Grundsätzlich darf die Polizei Blitzer überall im öffentlichen Verkehrsraum aufstellen. Allerdings wird in den Richtlinien der Bundesländer geregelt, in welchem Abstand der Blitzer zu einem Verkehrszeichen stehen darf.

So beträgt zum Beispiel in Brandenburg die Mindestentfernung von 150 m vor und hinter dem Verkehrsschild. Somit hast du als Autofahrender genau diesen Weg Zeit, die Geschwindigkeit auf die Geschwindigkeitsbegrenzung anzupassen. Wirst du innerhalb dieser Zone geblitzt, ist das Messergebnis ungültig.

Blitzer-Attrappen

Gerade wenn du an einer vielbefahrenen Straße wohnst, kann der Lärm von zu schnell fahrenden Autos nerven. Viele Anwohner stellen dann sogenannte Blitzer-Attrappen auf. Ist das erlaubt?

Solange die Blitzer-Attrappe auf deinem eigenen Grundstück steht und den Straßenverkehr weder behindert noch beeinträchtigt, darfst du eine nicht funktionierende Blitzer-Attrappe tatsächlich aufstellen.

Führt die Attrappe allerdings zu einem Unfall oder behindert den Straßenverkehr doch, kann das Aufstellen eine Straftat darstellen. Gemäß § 315 b StGB kann dies zu einer Geld- oder sogar Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren nach sich ziehen.

Blitzer-Warner

Mittlerweile gibt es allerhand Geräte und Apps, die dich vor Blitzern und Radarkontrollen warnen sollen. Dank modernster Technik erkennen die Radarwarner nicht nur stationäre Radargeräte, sondern auch mobile Blitzer.

Aber Vorsicht – in Deutschland sind sie nicht zulässig. Kommst du in eine Verkehrskontrolle und der Radarwarner wird entdeckt, wird ein Bußgeld von 75 Euro und ein Punkt in Flensburg fällig. Das Gerät, also im schlimmsten Fall dein Handy, wird eingezogen. 

Unglaublich praktisch - aber in Deutschland verboten - Radarwarn-Apps

Neben Apps & Co. gibt es auch Navigationsgeräte mit integrierter Radarwarnfunktion. Die Krux: das Navi darfst du benutzen, die Radarwarnfunktion muss aber ausgeschaltet sein.

Die einzigen die offiziell vor Blitzern warnen dürfen sind Radiosender. Hintergrund ist, dass die Informationen über die Radarmesser an die Allgemeinheit gerichtet ist und bei der Bekanntgabe nicht der genaue Standort verraten wird. Außerdem gewährleisten sie damit die Verkehrssicherheit, weil wir als Autofahrende in dem Bereich, in dem der Blitzer stehen soll, automatisch aufmerksamer fahren und unsere Geschwindigkeit entsprechend anpassen.

Bußgeld bei Geschwindigkeitsüberschreitung

Bei der Festlegung des Bußgelds wird grundsätzlich unterschieden, ob die du die Geschwindigkeit innerhalb eines Ortes oder außerhalb überschritten hast.

Außerorts
kann das Bußgeld zwischen 20 Euro (bis 10 km/h zu schnell) und 700 Euro (über 70 km/h zu schnell) liegen. Punkte gibt es ab 21 km/h zu schnell und ein Fahrverbot bei 41 km/h zu schnell. Außerdem kommen zu jedem Bußgeld noch rund 30 Euro Bearbeitungsgebühr hinzu.

Eine Geschwindigkeitsüberschreitung kann sehr teuer werden

Innerorts
kann das Bußgeld zwischen 30 Euro (bis 10 km/h zu schnell) und 800 Euro (über 70 km/h zu schnell) liegen. Punkte gibt es ab 21 km/h zu schnell und Fahrverbot bei 31 km/h zu schnell. Außerdem kommen zu jedem Bußgeld noch rund 30 Euro Bearbeitungsgebühr hinzu.

Eine genaue Aufstellung findest du im Bußgeldkatalog.

Wann lohnt sich ein Einspruch gegen einen Bussgeldbescheid?

Selbst das modernste Gerät kann Fehler machen. Wenn du dir also sicher bist, dass du nicht zu schnell warst, kann es sich durchaus lohnen einen schriftlichen Einspruch gegen den Bescheid einzulegen. Dafür hast du zwei Wochen nach Zustellung des Bescheides Zeit.

Schon gewusst!?

Wenn du einen Bußgeldbescheid anzweifelst, kann dir auch hier einer unserer Kfz-Sachverständigen helfen! Ein Gutachter für Verkehrsmesstechnik kann unter anderem prüfen, ob der Blitzer ordnungsgemäß aufgestellt wurde oder ob eventuell die Messwerte durch andere Fahrzeuge oder Faktoren beeinflusst worden sind. 

Die Kosten hierfür übernimmt in manchen Fällen eine Rechtsschutzversicherung.