Autounfall & Schaden

Autounfall: Die sechs wichtigsten Schritte an der Unfallstelle

Ein Autounfall ist eine Ausnahmesituation. Dieser Ratgeber zeigt dir, wie du dich an der Unfallstelle richtig verhältst, was die wichtigsten Schritte sind und in welcher Reihenfolge du am besten vorgehst.

Inhalt
Schritt 1: Tief durchatmen Schritt 2: Unfallstelle absichern Schritt 3: Hilfe leisten und Hilfe rufen Schritt 4: Kontaktdaten austauschen Schritt 5: Beweise sichern und Unfallbericht ausfüllen Schritt 6: Unfallstelle räumen So geht es nach dem Autounfall weiter

Schritt 1: Tief durchatmen

Ein Autounfall ist eine Ausnahmesituation. Kein Wunder, dass es vielen Autofahrer:innen schwerfällt, einen kühlen Kopf zu bewahren. Und wahrscheinlich gehen auch dir jetzt tausend Fragen durch den Kopf. Was ist das korrekte Verhalten am Unfallort? Was muss ich als Erstes tun? Und, oh je, wie leiste ich noch mal Erste Hilfe?

Aber keine Sorge, du kriegst das hin! Und es gibt viele Menschen, die dir in dieser Situation helfen können. Unser wichtigster Tipp lautet deshalb: Ruhe bewahren. Nimm dir kurz Zeit, um dich von dem Schreck zu erholen, und atme einmal tief durch, bevor du aus dem Auto steigst.

Schritt 2: Unfallstelle absichern

Egal, ob du selbst am Unfall beteiligt bist oder als Unbeteiligter zu einem Unfallort mit Verletzten kommst: Das Wichtigste ist, zunächst die Unfallstelle abzusichern. Das richtige Verhalten kann hier Leben retten.

Was also ist zu tun? Eine gute Merkhilfe beim Unfallort absichern sind die drei W. Sie stehen für Warnblinkanlage, Warnweste und Warndreieck. Aber immer der Reihe nach:

Schalter für Warnblinkanlage im Auto.

Warnblinkanlage einschalten

Sobald klar ist, dass du dich an einer Unfallstelle befindest und der Verkehr dadurch behindert werden könnte, schalte deinen Warnblinker ein. So warnst du andere Autofahrer:innen vor und verhinderst weitere Unfälle aufgrund der unerwarteten Hindernisse auf der Straße.

Warnweste anlegen

Die Warnweste dient deiner eigenen Sicherheit. Wenn du nach einem Unfall oder einer Panne aus dem Auto steigst, solltest du sie auf jeden Fall anziehen.

Übrigens: Seit einigen Jahren ist die Warnweste kein Nice-to-Have mehr. Es ist gesetzliche Pflicht, dass in jedem Pkw ein Exemplar mitgeführt wird. Noch besser sind mehrere Warnwesten, damit du auch Beifahrer:innen und gegebenenfalls andere Unfallbeteiligte versorgen kannst.

Warndreieck aufstellen

Warndreieck auf der Straße. Im Hintergrund sieht man eine Unfallstelle.

Genau wie die Warnweste befindet sich das Warndreieck (in zusammengefalteter Form) in aller Regel im Kofferraum. Wenn du es aufstellst, achte bitte auf deine eigene Sicherheit. Laufe immer neben der Straße – auf der Autobahn hinter der Leitpanke.

Wenn es zu gefährlich ist, das Warndreieck selbst aufzustellen – zum Beispiel wegen auslaufendem Öl oder starkem Verkehr – verständige sofort die Feuerwehr (Notruf: 112). Bringe keinesfalls dein eigenes Leben in Gefahr.

Wo genau muss das Warndreieck aufgestellt werden?

Für die Entfernung zur Unfallstelle werden folgende Richtwerte empfohlen: Im Stadtverkehr sollte der Abstand zwischen Warndreieck und Unfallstelle etwa 50 Meter betragen, auf Landstraßen 100 Meter und auf der Autobahn 200 Meter (das sind vier Leitpfosten). Grundsätzlich gilt also: Je schneller der Verkehr, desto größer die Entfernung.

Achtung: Wenn der Autounfall hinter einer Kurve oder einer Erhöhung der Straße passiert ist, solltest du das Warndreieck unbedingt vor dem Sichthindernis platzieren.

Auto steht auf linkem Fahrstreifen: Was tun?

Ein besonders heikler Fall liegt vor, wenn dein Auto auf der linken Spur der Autobahn zum Stehen kommt. In diesem Fall steige bitte sofort auf Fahrerseite aus und halte dich nur auf dem Grünstreifen zwischen den Fahrbahnen auf. Hole in diesem Fall nicht das Warndreieck aus dem Kofferraum, sondern laufe auf dem Grünstreifen mindestens 200 Meter entgegen der Fahrtrichtung, um entgegenkommende Fahrzeuge aus sicherer Entfernung vorzuwarnen.

Schritt 3: Hilfe leisten und Hilfe rufen

Sanitäter kümmern sich um eine verletzte Person

Nach dem Absichern der Unfallstelle geht es darum, verletzten Personen schnellstmöglich zu helfen. Schaffe die Verletzten, wenn möglich, aus der Gefahrenzone und lass dir dabei von anderen helfen.

Autounfall: Wann rufe ich den Rettungsdienst?

Immer dann, wenn jemand schwer verletzt ist oder der Verdacht besteht, solltest du den Notruf wählen. Tu dies unbedingt, bevor du selbst tätig wirst. Es ist toll, wenn du Erste Hilfe leisten kannst, aber das Wichtigste ist, dass die Profis schnell vor Ort sind.

Die Nummer 112 ist grundsätzlich für akute Notfälle vorgesehen. Doch auch wenn kein lebensbedrohlicher Fall vorliegt, aber die betroffene Person einen Transport ins Krankenhaus benötigt, kannst du den Rettungsdienst rufen.

Wie leiste ich Erste Hilfe?

Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen durchzuführen sind, hängt vom Zustand der oder des Verletzten ab.

Hände legen einen Druckverband an einem verletzten Arm an

Zugegeben, das alles ist leichter gesagt als getan. Nicht jede:r fühlt sich in der Lage, Erste Hilfe zu leisten. Wenn dir die notwendigen Maßnahmen und Handgriffe vor lauter Schreck nicht mehr einfallen, bitte Passant:innen und Unfallzeug:innen um Hilfe.

Verkehrsunfall: Wann rufe ich die Polizei?

Unsere Jurist:innen empfehlen, nach einem Autounfall immer die Polizei zu rufen. So bist du auf der sicheren Seite, wenn sich im Nachhinein Probleme ergeben sollten (z. B. wenn sich herausstellt, dass das gegnerische Fahrzeug gar nicht haftpflichtversichert ist oder wenn dein:e Unfallgegner:in plötzlich eine andere Version des Unfallhergangs schildert).

Dir kommt das bei einem kleinen Blechschaden übertrieben vor? Du regelst die Sache lieber ohne die Polizei? Fair enough, das ist deine Entscheidung. Es gibt allerdings ein paar Situationen, in denen du auf jeden Fall die Polizei hinzuziehen solltest:

Wichtiger Hinweis: Mit der Notrufnummer 112 meldest du den Autounfall automatisch der Feuerwehr, dem Rettungsdienst und der Polizei. Du musst also nicht mehrere Anrufe tätigen.

Schritt 4: Kontaktdaten austauschen

Die meisten Autounfälle gehen zum Glück glimpflich aus: Es kommen keine Menschen zu Schaden, sondern nur Autos. In dieser Situation geht es nun vor allem darum, sich mit dem oder der Unfallgegner:in auseinanderzusetzen und die wichtigsten Daten miteinander auszutauschen.

Unfallbeteiligte: Welche Informationen sind wichtig?

Deine Daten gehen niemanden etwas an? Ehrlich gesagt, in diesem Fall schon. Nach Paragraf 142 des Strafgesetzbuches bist du gesetzlich verpflichtet, Daten zu deiner Person und deinem Fahrzeug gegenüber anderen Unfallbeteiligten offenzulegen.

Hier auf einen Blick die Informationen, die du deinem Gegenüber geben solltest:

Dasselbe kannst du selbstverständlich auch von dem oder der Unfallgegner:in erwarten. Am praktischsten ist es, wenn ihr die Ausweisdokumente und Nummernschilder des jeweils anderen einfach abfotografiert.

Manchmal kann es auch sinnvoll sein, die Telefonnummern auszutauschen, um sich im Nachhinein miteinander austauschen zu können. Dazu bist du aber nicht verpflichtet! Und gerade, wenn du das Gefühl hast, dass die andere Person eher fordernd ist, solltest du dir die Herausgabe deiner Telefonnummer gut überlegen. Niemand freut sich über penetrante Anrufe zum Stand der Schadenabwicklung.

Meine Empfehlung für die Kommunikation mit Unfallgegner:innen und vor allem der Polizei: Weniger ist oft mehr. Ich habe viele Menschen erlebt, die sich mit unbedachten Äußerungen am Unfallort keinen Gefallen getan haben. Im Nachhinein denkt man dann: „Hätte ich doch besser mal die Klappe gehalten.“
Thomas Kümmerle, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht

Kfz-Versicherung: Wo bin ich eigentlich versichert?

Du bist dir unsicher, bei welcher Versicherung dein Auto angemeldet ist? Vielleicht, weil jemand anders den Vertrag abgeschlossen hat oder es einfach schon so lange her ist?

Keine Sorge, das kann schon mal passieren. Und falls dir gerade keine Freund:innen oder Verwandten weiterhelfen können, gibt es eine einfache Lösung: Der oder die Unfallgegner:in kann einfach ein Foto von deinem Kfz-Kennzeichen machen. Darüber lässt sich später herausfinden, wo dein Fahrzeug versichert ist.

Ärger mit dem oder der Unfallgegner:in – was tun?

Person steht neben einem Auto und spricht mit der Polizei

Leider kommt es vor, dass Unfallbeteiligte sich nicht so kooperativ verhalten, wie man es sich wünschen würde. Falls die andere Person die Daten ihrer Versicherung nicht parat hat, weißt du ja schon, was zu tun ist: Einfach ein Foto vom Nummernschild machen! Über das Kennzeichen können Anwält:innen und Gutachter:innen später herausfinden, welche Kfz-Haftpflichtversicherung zuständig ist.

Sollte der oder die Unfallgegner:in jedoch auch sonst keine Informationen herausrücken wollen, ist es ratsam, die Polizei zu rufen und mögliche Zeug:innen des Unfalls anzusprechen.

Dasselbe gilt natürlich auch, wenn dein Gegenüber Fahrerflucht begeht oder alkoholisiert zu sein scheint. In diesen Fällen liegt eine Straftat vor und du solltest umgehend die Polizei informieren.

Autounfall: Wozu brauche ich Zeugen?

Zeugenaussagen zu einem Verkehrsunfall sind vor Gericht oft das wichtigste Beweismittel. Deshalb solltest du Personen, die deinen Unfall beobachtet haben, auf jeden Fall bitten zu warten bzw. dir ihre Kontaktdaten zu geben.

Beweismittel? Gericht? Really?!

Naja, im besten Fall kommt es nicht so weit. Aber es schadet nie, auf Nummer Sicher zu gehen. Selbst wenn du dich mit dem oder der Unfallgegner:in schnell einigen kannst und ihr das Unfallprotokoll gemeinsam ausfüllt: Es ist nicht ausgeschlossen, dass im Nachhinein jemand eure Angaben in Frage stellt. Und dann ist es gut, wenn du auf Zeug:innen zurückgreifen kannst.

Schritt 5: Beweise sichern und Unfallbericht ausfüllen

Beweise sichern, das klingt wie Detektivarbeit. Anders als bei CSI:Miami oder im Tatort musst du aber keine Beweismittel einsammeln und in Plastiktüten versiegeln. Das Wichtigste ist, dass du aussagekräftige Fotos machst.

Fotos am Unfallort: So machst du es richtig

Handyaufnahme von einer Unfallsituation, im Querformat.

Bei Fotos an der Unfallstelle gilt grundsätzlich: Je mehr, desto besser. Folgende Dinge sollten auf jeden Fall abgebildet werden:

Wichtig: Vor allem die Übersichtsaufnahmen helfen Kfz-Gutachter:innen später dabei, den Unfallhergang zu rekonstruieren. Hierfür ist es wichtig, dass im Hintergrund Gegenstände zu sehen sind, die sich nicht bewegen (z.B. Verkehrsschilder, Gebäude, Bäume). So kann man genau erkennen, wo und wie die beteiligten Autos nach dem Unfall standen.

Die Gutachter:innen von AUTORITY haben aber noch einen weiteren Hinweis:

Wenn ich mir eine Sache wünschen darf: Bitte macht die Fotos im Querformat. Die Bilder sind nicht für TikTok, sondern dienen der Beweissicherung. Und im Querformat können wir auf unseren Rechnern deutlich mehr erkennen. Mal abgesehen davon sind die meisten Autos ja auch eher breit als hoch.
Reinhold Ruhl, Kfz-Sachverständiger

Was muss im Unfallprotokoll stehen?

Der Unfallbericht ist eine sachliche Darstellung des Unfallhergangs. Darin werden die W-Fragen (Wer, was, wann, wie, wo) zum Autounfall beantwortet. Idealerweise enthält er auch eine Unfallskizze.

Um sicherzugehen, dass alle wichtigen Informationen in deinem Unfallbericht enthalten sind, verwende am besten eine Vorlage, wie sie zum Beispiel der ADAC zur Verfügung stellt. Du kannst das Protokoll aber auch ohne Vorlage anfertigen.

Unfallbericht: Zusammen oder separat ausfüllen?

Hier scheiden sich die Geister. Während die einen dafür plädieren, den Unfallbericht gemeinsam mit dem oder der Unfallgegner:in auszufüllen (jede:r mit einem eigenen Bogen, aber inhaltlich abgestimmt), raten andere dazu, dies unabhängig voneinander zu tun. Am Ende kommt es darauf an, ob ihr euch gut darüber verständigen könnt, was passiert ist.

Grundsätzlich gilt: Es geht im Unfallprotokoll nicht um die Schuldfrage. Es ist ein reiner Tatsachenbericht, der das Unfallgeschehen möglichst objektiv schildert.

Schuld am Autounfall: Was tun?

Du glaubst, dass du die Schuld am Unfall trägst? Das mag zwar sein, aber sag es bitte nicht so und schreib es vor allem nicht in den Unfallbericht. Eine sachliche Beschreibung dessen, was passiert ist, reicht völlig aus. (Zum Beispiel: „Die andere Person hat gebremst. Das habe ich übersehen und fuhr ihr leicht in das Heck.“)

Wer der oder die Unfallverursacher:in ist, wird im Nachhinein geklärt. Es ist nicht auszuschließen, dass die Versicherung oder unabhängige Gutachter:innen und Anwält:innen zu dem Schluss kommen, dass die Schuld 50:50 verteilt ist. Und wer weiß: Vielleicht bist du ja sogar einem Trick aufgesessen: Nicht selten versuchen Betrüger:innen, Versicherungssummen zu erschleichen, indem sie Auffahrunfälle gezielt provozieren.

Beim Ausfüllen des Unfallprotokolls solltest du dich deshalb auf objektive Fakten konzentrieren und die Schuldfrage erst einmal beiseitelassen.

Klingt kompliziert? Wir helfen dir!

Um sicherzugehen, dass du nichts Wichtiges übersiehst, kannst du eine:n unserer Gutachter:innen anrufen. Wir helfen dir bei der Beweissicherung an der Unfallstelle. Jetzt Postleitzahl eingeben und Expert:innen in deiner Nähe finden.

Schritt 6: Unfallstelle räumen

Herzlichen Glückwunsch, du hast es fast geschafft! Jetzt gilt es nur noch, alles sauber zu hinterlassen, damit der Straßenverkehr nicht gestört oder gefährdet wird.

Wann muss man bei einem Unfall die Unfallstelle räumen?

Rote Splitter einer Heckleuchte liegen auf der Straße.

Nach schweren Unfällen kümmert sich die Feuerwehr darum, den Unfallort zu räumen. Bei kleineren Schäden müssen die Beteiligten jedoch selbst dafür sorgen, dass die Unfallstelle ordentlich hinterlassen wird. Räume Blechteile und Scherben beiseite und vergiss nicht, dein Warndreieck wieder einzupacken.

Alles erledigt? Jetzt muss nur noch das Auto weg. Wenn du sicher bist, dass es verkehrssicher ist, kannst du dich ans Steuer setzen und nach Hause fahren. Im Zweifelsfall rufe lieber einen Abschleppdienst und lass dein Auto in die nächste Werkstatt bringen. Die Kosten hierfür übernimmt in der Regel die Versicherung.

So geht es nach dem Autounfall weiter

Wenn du das alles geschafft hast, denk noch einmal daran tief durchzuatmen. Du hast den stressigsten Teil hinter dir! Nimm dir die Zeit, dich davon zu erholen, bevor du die nächsten Schritte angehst:

Wer meldet den Unfall bei der Versicherung?

Die zuständige Versicherung nach einem Verkehrsunfall ist in aller Regel die Kfz-Haftpflicht der Person, die den Unfall verursacht habt. Doch auch, wenn du sicher bist, dass du den Unfall nicht verschuldet hast, bist du verpflichtet, den Vorfall bei deiner Kfz-Versicherung zu melden. Die Versicherungen prüfen den Sachverhalt und klären, wer welchen Anteil der Schadenkosten übernimmt.

Brauche ich einen Anwalt?

Insbesondere bei einem unverschuldeten Unfall solltest du frühzeitig einen Anwalt oder eine Anwältin beauftragen. Sonst besteht die Gefahr, dass die gegnerische Versicherung den Prozess komplett an sich zieht und den Schaden an deinem Auto nicht angemessen bewertet.

In diesem Beitrag erfährst du, welche Gründe für die Rechtsberatung nach einem Autounfall sprechen – und wer die Kosten übernimmt.

Noch Fragen? Ruf uns an!

Die Kfz-Sachverständigen von AUTORITY wissen aus jahrelanger Erfahrung, was das beste Vorgehen nach einem Autounfall ist. Ein Anruf und du wirst persönlich beraten.

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