Werkstatt & Wartung

Reifenwechsel selber machen: Anleitung und Kosten

Lohnt es sich, den Reifenwechsel selbst in die Hand zu nehmen und die Reifen oder Räder bei sich zu Hause einzulagern? Oder ist die Beauftragung einer Werkstatt sinnvoller? Was sollte beim Kauf neuer Reifen beachtet werden? Wir liefern in diesem Beitrag Antworten auf all diese Fragen, inklusive Schritt-für-Schritt-Anleitung für den Radwechsel.

Inhalt
Rad- oder Reifenwechsel? Ganzjahresreifen, Sommer- oder Winterreifen? Rad- und Reifenwechsel in der Werkstatt: Kosten und Dauer Rad- und Reifenwechsel: Schritt-für-Schritt-Anleitung Wann müssen neue Reifen her? Was bedeuten die Symbole auf dem Reifenlabel?

Das Wichtigste zusammengefasst

Rad- oder Reifenwechsel?

Radwechsel

Die Begriffe Radwechsel und Reifenwechsel werden oft verwendet, als würden sie das Gleiche bedeuten. Das ist aber nicht so.

Beim Radwechsel wird der Reifen samt Felge ausgetauscht. Die Räder werden dann trocken und dunkel eingelagert, solange sie nicht genutzt werden.

Beim Reifenwechsel wird der Reifen von der Felge ab- und anschließend ein anderer Reifen aufgezogen. Es gibt mehrere Gründe dafür, diesen Mehraufwand zu betreiben, zum Beispiel in den folgenden Situationen:

Reifenwechsel

Ganzjahresreifen, Sommer- oder Winterreifen?

Ob du dich für Ganzjahresreifen oder den Wechsel aus Winter- und Sommerreifen entscheidest, liegt ganz bei dir. Lebst du in einer Region mit extremen Wetterverhältnissen, also sehr heißen oder sehr kalten Temperaturen, viel Niederschlag oder stark vereisten Fahrbahnen, dann empfehlen wir, die Reifenwahl immer an die entsprechenden Bedingungen anzupassen und das Wechseln in Kauf zu nehmen.

Wintertaugliche Reifen nicht freiwillig, sondern Pflicht

Bis vor einigen Jahren gab es keine Vorschrift für die Benutzung spezieller Reifen im Winter. Doch das hat sich 2018 geändert: Wird bei einer Verkehrskontrolle festgestellt, dass deine Reifen nicht den Normen für Winterreifen entsprechen, kannst du mit einem Punkt in Flensburg und einem Bußgeld von 60 bis 75 Euro rechnen. Bei einem Unfall kann das dann sogar dazu führen, dass die Versicherung aufgrund der falschen Bereifung nicht zahlt.

Sommer- und Winterreifen: Wann ist die richtige Zeit für den Wechsel?

Viele nutzen die Merkhilfe "Von O(stern) bis O(ktober)", um den Reifenwechsel oder Radwechsel nicht zu vergessen. Doch damit liegt man nicht unbedingt richtig. Liegt Ende April immer noch Schnee, sind die Winterreifen weiterhin notwendig. Unser Fazit: Lieber einen Monat länger mit den Winterreifen fahren, als einen Unfall oder ein Bußgeld riskieren.

Rad- und Reifenwechsel in der Werkstatt: Kosten und Dauer

Einlagerung von Reifen und Kompletträdern

Vereinbare am besten frühzeitig einen Termin für den Rad- oder Reifenwechsel bei deiner Werkstatt. Oft bieten Werkstätten einen festgelegten Zeitraum an, in denen der Wechsel weniger kostet als sonst.

Kosten für den Räderwechsel
Lässt man alle vier Räder wechseln, bezahlt man für den Service in der Werkstatt zwischen 40 und 100 €.

Kosten für den Reifenwechsel
Für den Wechsel von einem Satz Reifen berechnen die meisten Werkstätten zwischen 100 und 150 €. Beim Reifenwechsel werden die Räder vom Auto abmontiert, die Reifen von der Felge abgezogen und neue Reifen wieder aufgezogen. Danach wird das Rad mit dem neuen Reifen wieder an die Achse des Autos montiert.

Kosten für die Einlagerung der Reifen oder Räder
Egal, ob Kompletträder, Felgen oder Reifen: das Einlagern kostet zwischen 100 und 120 Euro für einen kompletten Satz.

Wie lange dauert der Rad- oder Reifenwechsel?

Rad- und Reifenwechsel dauern in der Werkstatt zwischen 30 und 120 Minuten.

Als Zusatzleistung bieten viele Werkstätten das Auswuchten der Reifen oder Räder an. Wir empfehlen: Der Leistung zustimmen und von einem besseren Fahrgefühl sowie mehr Sicherheit beim Fahren profitieren.

Rad- und Reifenwechsel: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Mit den notwendigen Hilfsmitteln, etwas handwerklichem Geschick und unserer Anleitung können die Räder auch von Privatpersonen gewechselt werden. Warum du den Reifenwechsel hingegen nicht selbst durchführen solltest, erfährst du weiter unten in diesem Artikel.

Vor dem Radwechsel: Benötigte Hilfsmittel

Wichtig: Schaue vor der Montage deiner Räder in das Handbuch deines Autos und beachte das vorgegebene Drehmoment (Newtonmeter, NW) und die angegebenen Montagehinweise.

Schritt 1: Rad demontieren

Im ersten Schritt muss das Fahrzeug gegen Wegrollen gesichert werden. Ziehe dafür die Handbremse an oder nutze Unterlegkeile.

Bei einem Räderwechsel sollten die Radmuttern bzw. Radbolzen zunächst leicht gelöst werden. Dann das Auto anheben, einen Unterstellbock zur Sicherung unterstellen und die Radmuttern mit dem Radkreuz, auch Kreuzschlüssel genannt, vollständig abschrauben und gut aufbewahren. Danach das Rad von der Achse abziehen und auf einen gut belichteten und stabilen Arbeitsplatz legen.

In diesem Schritt bietet es sich außerdem an, die Bremsklötze und Scheiben zu kontrollieren. Stellst du fest, dass zu wenig Bremsbelag vorhanden oder die Scheiben verschlissen sind, solltest du diese gleich mit austauschen.

Schritt 2: Rad wechseln

Bei einem Radwechsel können die Kompletträder nun ausgetauscht werden. Die demontierten Winter- oder Sommerräder werden anschließend eingelagert (siehe Schritt 4).

Schritt 3: Radmontage

Das Rad auf das Radlager setzen, die Radschrauben handfest anschrauben oder mit einem Radkreuz überkreuz nachziehen. Das Auto anschließend anheben, den Unterstellbock entfernen und auf die Räder ablassen. Zum Schluss mit einem Drehmomentschlüssel die Radschrauben in der vorgesehenen Anzugskraft und der richtigen Reihenfolge nachziehen:

Radmontage - Reihenfolge Schrauben

Schritt 4: Reifen oder Räder einlagern

Die Räder oder Reifen sollten auch bei dir zu Hause an einem geeigneten Ort lagern. Hast du keinen geeigneten Platz, bringe die Räder oder Reifen zur Einlagerung in eine Fachwerkstatt. Bedingungen für die Lagerung sind:

Was passiert bei einem Reifenwechsel?

Für die Reifendemontage und Reifenmontage wird professionelles Gerät benötigt. Eine Anschaffung lohnt sich für Privatpersonen in der Regel nicht. Um die Felgen beim Abziehen der Reifen zu schützen, nutzen die Fachwerkstätten außerdem einen speziellen Felgenkantenschutz. Deshalb solltest du den Reifenwechsel immer von Profis durchführen lassen.

Um den Reifen von der Felge abzuziehen, wird die Luft zunächst aus dem Reifen gelassen. Dafür wird der Einsatz des Ventils vollständig herausgeschraubt.

Anschließend wird mit dem Montagehebel oder dem Felgenabzieher unter die Reifenwulst gegriffen und der Reifen damit leicht angehoben, um den Felgenkantenschutz auf das Felgenhorn zu legen. Mit mehr Druck auf den Montagehebel wird der Reifen vollständig von der Felge abgezogen. Mit dem Montagegerät wird ein neuer Reifen anschließend wieder auf der Felge montiert.

Alte Reifen, die nicht mehr benötigt werden, können von der Werkstatt oder dem Reifenhändler kostenlos entsorgt werden.

Wann müssen neue Reifen her?

Reifenprofil messen

Profiltiefe zu gering: Die empfohlene Profiltiefe liegt weit oberhalb der gesetzlichen Mindestprofiltiefe von 1,6 mm. Bei Sommerreifen sollte die Profiltiefe mindestens drei Millimeter betragen, bei Winter- oder Ganzjahresreifen mindestens vier Millimeter. Messen kann man die Profiltiefe anhand der sogenannten Tread Wear Indicators (TWI) (dt. Verschleißindikatoren).

Reifenprofil mit Münze messen

Tipp: Hast du keinen Profiltiefenmesser zur Hand, kannst du das Profil der Reifen auch mithilfe einer 1-Euro-Münze messen. Der goldene Rand der 1-Euro-Münze ist genau 3 mm breit und sollte durch das Profil verdeckt werden.

Höhenschlag: Hat der Reifen einen Höhenschlag, sollte er ausgetauscht werden. Bemerkt man den Höhenschlag, sollte man eine Fachwerkstatt aufsuchen. Das Problem könnte auch auf die Felgen zurückzuführen sein.

Sonstige Beschädigungen am Reifen: Stellt das RDKS (Reifendruckkontrollsystem), sofern vorhanden, dauerhaft einen Druckverlust fest, können auch andere Beschädigungen der Grund sein, z. B. Nägel oder Schnitte im Reifen. Prüfe deine Reifen regelmäßig auf solche Beschädigungen.

Reifen zu alt: Nach maximal sechs Jahren müssen Reifen ausgetauscht werden, sollten sie nicht vorher schon eine der anderen Voraussetzungen für einen Austausch erfüllen. Das Alter deiner Reifen kannst du über die DOT-Nummer herausfinden. Diese Nummer befindet sich auf der Flanke, also an der Seite des Reifens. Die Nummer gibt das Kalenderjahr und die Kalenderwoche der Herstellung an.

Beispiel: Die DOT-Nummer „1521“ auf dem Autoreifen bedeutet, dass der Reifen in der Kalenderwoche 15 des Jahres 2021 hergestellt worden ist.

Was bedeuten die Symbole auf dem Reifenlabel?

EU-Reifenlabel

Seit 2012 müssen alle Sommer-, Winter- und Ganzjahresreifen über ein EU-Label verfügen, 2022 gab es noch einige Veränderungen an den eingesetzten Symbolen. Es kann durchaus vorkommen, dass du beim Händler Reifen mit den zwei verschiedenen Labeln siehst.

Neben den nachfolgenden Symbolen und Einordnungen von A bis E, müssen Hersteller folgende Angaben auf dem neuen Reifenlabel machen:

Symbol: Drei Bergspitzen mit einer Schneeflocke
Reifen, die mit drei Bergspitzen und der Schneeflocke gekennzeichnet sind, haben einen Traktionstest auf Schnee bestanden und sind offiziell für den Einsatz im Winter geeignet. Oft wird diese Kennzeichnung zusammen mit dem M+S Symbol verwendet. Da M+S kein geschützter Ausdruck und nur noch bis Mitte 2024 erlaubt ist, empfehlen wir beim Kauf von Reifen für den Winter immer, auf das 3PMSF-Symbol (3-Peaks-Mountain-Snowflake) zu achten.

Symbol: Berg
Reifen, die mit dem Symbol für Eishaftung ausgezeichnet wurden, haben die Eignung für extreme Wetterverhältnisse in einem Traktionstest bewiesen. Diese Reifen sind vor allem für Regionen mit starkem Glatteis und Schneefall geeignet (z. B. Skandinavien). Als Ganzjahresreifen würden wir diese Reifen nicht empfehlen: Milde Winter und warme Sommer setzen dem Gummi zu und verkürzen die Lebensdauer des Reifens.

M+S Reifen inkl. Symbol

Symbol: M+S
Die Kennzeichnung mit dem M+S-Symbol ist nur noch bis zum 30. September 2024 erlaubt. Es bedeutet "Mud and Snow"(dt. "Matsche und Schnee") und ist nicht geschützt. Hersteller konnten das Zeichen bisher einfach verwenden, ohne die Reifen getestet zu haben. Achte beim Kauf für den Winter darauf, dass der Reifen auch das Symbol mit den drei Bergspitzen und der Schneeflocke (3PMSF) trägt.

Symbol: Reifen mit Tankstelle
Das Symbol für den Rollwiderstand zeigt einen Reifen mit einer Tanksäule. Eine Verbesserung um eine jeweils höhere Klasse verspricht 0,1 Liter weniger Kraftstoff auf 100 km Fahrtstrecke.

Symbol: Geräuschemission: Reifen mit Schallwellen, Dezibel Wert und Klasse A-C
Auf dem alten EU-Label wird die Angabe über die Schallintensität in Dezibel (dB) mit einem konkreten Wert und ein bis drei Schallwellen angegeben. Die Werte für Autoreifen liegen meist zwischen 65 und 75 Dezibel. Auf dem neuen Label erfolgt die Einordnung in A, B oder C und einen konkreten Dezibel-Wert für das rollende Fahrzeug. Im Vergleich: Ein startendes Flugzeug liegt bei 120 dB. Dabei darf man die Lautstärke nicht mit der Schallintensität verwechseln: Das menschliche Gehör nimmt eine Vervielfachung der Schallintensität nicht im gleichen Maße wahr.

Symbol: Nasshaftung: Reifen mit Regen
Das Symbol für die Nasshaftung zeigt einen Reifen mit einer Regenwolke. Man kann von einer Bremswegverlängerung von 4 bis 6 Metern je Abstieg auf die jeweils untere Stufe (A bis E) ausgehen.

Alle Infos rund um das Reifenlabel findet ihr auch auf "dasreifenlabel.de"