Nachhaltigkeit: So funktioniert das Recycling von Autos

Autos besitzen eine Lebensdauer von circa 12 Jahren. Doch wie geht es danach eigentlich weiter? Das verraten wir dir in diesem Artikel über das Recycling von Autos.

Inhalt
Zusammenfassung Der Vewertungsprozess Wiederverwertung Stand Heute Nachhaltige Zukunftsaussichten

Das Wichtigste zusammengefasst:

Ist das eigentlich nachhaltig? So funktioniert das Recycling von Autos

Jeder hat sie schon einmal gesehen: Große Flächen, auf denen reihenweise Stapel mit plattgepressten Autowracks zu finden sind – häufig zu entdecken auf den eigens dafür eingerichteten Autoschrottplätzen. Doch was passiert, bevor ein Auto in die Schrottpresse gesteckt wird? Wie geht es danach weiter? Und wie gut lassen sich die Einzelteile eines Autos wiederverwerten? Darauf möchten wir in diesem Artikel eingehen.

Am besten beginnen wir ganz von vorne – nämlich beim Kauf eines Neuwagens. Der besitzt eine Lebensdauer von durchschnittlich zwölf Jahren. Irgendwann ist er jedoch entweder zu alt oder zu beschädigt, um weiterhin genutzt zu werden. Dann wird der ehemalige Neuwagen zu einem sogenannten Schrottauto – und ist reif für die Schrottpresse.

„Ab in die Schrottpresse“ klingt zwar einfach, ist es aber nicht. Denn Autos müssen in Deutschland fachgerecht entsorgt werden. Und das ist gar nicht so leicht, denn ein Auto besteht aus circa 10.000 Teilen, die wiederum aus den verschiedensten Wertstoffen hergestellt werden. Ist das Lebensende eines Autos erreicht, geht es darum, diese Wertstoffe so gut es geht zu recyceln.

Dafür gibt es mittlerweile ausgereifte Technik, die dafür sorgt, dass über 90% der Bestandteile eines Autos wiederverwertet werden können. Diese findet man in zertifizierten Verwertungsbetrieben, die Autos in ihre Einzelteile (und mehr) zerlegen, um die verschiedenen Materialien zu sammeln. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Metall – Autos bestehen zu rund 75% daraus. Dazu kommen noch weitere Materialien wie Glas oder Kunststoffe, die ebenfalls extrahiert werden müssen.

Der Verwertungsprozess erstreckt sich dabei über mehrere Stationen:

Die Entfernung von Flüssigkeiten und einzelnen Komponenten

In einem ersten Schritt erfolgt die sogenannte „Trockenlegung“ des Autos. Dabei werden alle Stoffe aus dem Auto entfernt, von denen eine Gefahr für Mensch und Umwelt ausgeht.

Dazu zählen einerseits Flüssigkeiten wie die Brems- und Kühlerflüssigkeit, das Kältemittel der Klimaanlage, Getriebe- und Stoßdämpferöl und Restbenzin. Sie werden meist speziell aufbereitet und wiederverwertet. Andererseits zählt dazu auch der Sprengstoff, der in Airbags enthalten ist - diese werden gesprengt, um bei der späteren Pressung des Autowracks keine Gefahr für Menschen darzustellen.

In nächsten Schritt werden dann alle Komponenten entfernt, die noch von Wert sind. Dazu zählen zum Beispiel die Reifen, die gesondert recycelt werden. Außerdem der Katalysator, der teure Rohstoffe enthält – wie die Edelmetalle Palladium oder Platinum. Ebenfalls entnommen wird die Autobatterie, da für diese noch oft ein passabler Preis erzielt werden kann. Weiterhin noch die Teile des Autos, die als Ersatzteil für das gleiche Modell – welches nicht mehr hergestellt wird - genutzt werden können, wie zum Beispiel noch funktionierende Motoren.

In einem weiteren Schritt werden alle Komponenten entfernt, die leicht zu entnehmen sind. Dazu zählen unter anderem die Stoßstangen, die meist durchgängig aus Kunststoff bestehen und als solcher auch einfach recycelt werden kann.

Das Flachpressen in der Schrottpresse 

Nach dem Entfernen einzelner Teile und Flüssigkeiten kommt das Altauto dann in eine Schrottpresse. Dort wird es von einer Maschine so zusammengepresst, dass der Transport zu einer Schredderanlage erleichtert wird. Denn das Schrottauto verliert deutlich an Volumen und benötigt auf diese Weise nicht mehr so viel Platz auf einem Transport-LKW.

Übrigens: Eine der größten Schrottpressen steht in Deutschland. Und zwar in Erlangen, wo täglich bis zu 1.000 Tonnen Metallschrott zusammengepresst werden.

Die Schredderanlage zum Zerkleinern der Schrottautos

Ist das Auto flach gepresst, so wird das Wrack zu einer Schredderanlage transportiert. Dort kommt es zur sogenannten Fraktionierung: Hier wird das Wrack in kleine, faustgroße Einzelteile zerlegt. Im Anschluss werden die verschiedenen Stoffe (meist maschinell) voneinander getrennt. So werden beispielsweise leichte Materialien wie die Fasern der Polster, Glasreste oder Kunststoffreste gemeinsam separiert und wandern häufig als Brennstoff weiter in ein Kraftwerk – auch das zählt als Rohstoffverwertung.

Aber auch die verschiedenen Metalle werden anhand von Magneten voneinander getrennt, sodass sie wiederverwertet werden können. Man sagt, dass ein Schrottauto aus etwa einer halben Tonne Stahl besteht. Dazu kommen noch circa 45 kg Aluminium und Messing sowie etwa 25 kg Kupfer. Bei E-Autos ist der Kupferanteil noch höher - etwa 70 kg.

Short Fact: Ein konventionelles Verbrenner-Auto enthält etwa 1.000 Meter Kabel aus Kupfer. Diese werden für die elektronische Ausstattung der Autos benötigt, die immer komplexer wird. Der dafür benötigte Kabelstrang wird auch Kabelbaum genannt.

Viele Materialien können wiederverwertet werden

Die aus dem Schrottauto entnommenen Metalle werden an Gießereien und sogenannte Metallhütten verkauft. So geraten die Materialien wieder zurück in den Kreislauf. Besonders nachhaltig daran: Die Wiederverwertung von Sekundärrohstoffen wie Kupfer oder Stahl erfordert deutlich weniger Energie als deren Neuproduktion.

Aus dem gewonnenen Aluminium könnten zum Beispiel Getränkedosen entstehen. Man geht davon aus, dass aus dem recycelten Aluminium eines Autos etwa 8.500 Getränkedosen hergestellt werden können. Aus den wiederverwerteten Reifen wiederum werden häufig Beläge für Spielplätze produziert.

Auch in der Zukunft wird das Recycling von Altautos immer weiter an Bedeutung gewinnen, da Autos aus immer komplexeren Materialien gefertigt werden, die es zu recyceln gilt. Besonders in E-Autos stecken jede Menge seltene Materialien, die teuer in der Gewinnung sind und bei denen sich das Recyceln lohnt. Daher ist es besonders wichtig, dass die unterschiedlichen Materialien sauber getrennt werden. 

Hersteller nutzen noch wenig recycelte Materialien

Gleichzeitig ist es derzeit jedoch noch so, dass in Neuwagen zu wenig recyceltes Material verwendet wird. Zwar sind aus PET-Flaschen hergestellte Sitzbezüge keine Seltenheit, aber im Vergleich zu der Masse an Materialien, die in einem Neuwagen verbaut sind, handelt es sich hierbei nur um einen kleinen Anteil.

Wenig verwunderlich:
Darüber, wie viel recycelte Materialien sie in ihren Neuwagen verbauen, machen die meisten deutschen Marken keine Angaben.

Was sich allerdings festhalten lässt:
Autobauer nutzen mittlerweile deutlich umweltfreundlichere Materialien. So bestehen zum Beispiel Türverkleidungen häufig aus Holzfasern und auch Zellulose kommt in neueren Autos immer mehr zum Einsatz.

Eine weitere positive Entwicklung: Es wird heute mehr darauf geachtet, dass die in Neuwagen verbauten Komponenten nicht aus einem Mix verschiedener Materialien bestehen. So setzten sich manche Bauteile früher aus bis zu 20 verschiedenen Kunststoffen zusammen. Kein Wunder also, dass es nur schwer möglich war, diese Materialien sortenrein zu trennen und wiederzuverwerten.

Autofahrer:innen sind bereit für mehr Nachhaltigkeit

Ein möglicher Grund für den Sinneswandel hin zu nachhaltigeren Materialien könnte eine Studie der Unternehmensberatung Capgemini sein. Die fand heraus, dass für fast 70% der Befragten Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt beim Autokauf ist. Fazit: Autofahrer:innen sind also bereit für noch mehr Nachhaltigkeit! Die Frage ist, wie lange Hersteller noch benötigen, um sich darauf einzustellen bzw. die passenden Materialien und Techniken zu entwickeln.